Referat Peers

Stressverarbeitung nach belastenden Einsätzen (SvE)

 Auch wenn wir als Bergretter auf alle möglichen Szenarien technisch und medizinisch gut vorbereitet sind, können wir in Einsätzen mitunter emotional an unsere Grenzen stoßen. Wie können wir in diesem Fall aufgefangen werden?

Ein möglicher Weg heißt: Peer.

 Besonders belastende Ereignisse können sein:

•       Länger dauernde Einsätze unter gefährlichen Bedingungen

•       Einsätze bei denen das/ die Opfer den Rettern bekannt sind/ Kameraden

•       (Erfolglose) Reanimationen / Einsätze mit mehreren Verletzten/ Toten

•       Einsätze bei denen Kinder/Jugendliche betroffen sind

•       Einsätze bei Suizid

•       Großflächiges Einsatzgeschehen/  Starkes Medieninteresse

 Nach solchen belastenden Einsätzen kann es zu vielfältigen emotionalen und körperlichen Reaktionen kommen. Speziell ausgebildete erfahrene Mitglieder, so genannte „Peers“ (aus dem Engl., Bedeutung: Gleichrangige Vertraute) stehen für Maßnahmen zur Stressverarbeitung nach belastenden Einsätzen zur Verfügung.

Peers unterstützen ihre Kameradinnen und Kameraden bei der Verarbeitung des Erlebten.

 Dies geschieht einerseits durch Einsatznachbesprechungen direkt nach dem Ereignis bzw. in zeitlichem Abstand dazu, weiters durch die Einsatzbegleitung bei schwierigen, lang andauernden Einsätzen und andererseits durch anonyme Einzelgespräche. Damit ergibt sich die Möglichkeit, vertraulich über das Erlebte zu reden und wirksame Bewältigungsstrategien zu finden.

 Die Gespräche mit den Peers helfen dabei, das Erlebte leichter zu verarbeiten. Sollte mehr Unterstützung erforderlich sein, können Peers auch externe professionelle Hilfe organisieren. Dies ist vor allem dann nötig, wenn sich bei Betroffenen nach schwierigen Einsätzen Unruhe, Angstzustände, Schlafstörungen oder sich immer wieder aufdrängende Bilder der belastenden Situation einstellen.

 Peers können im Einsatz bei Bedarf auch Angehörigen nach traumatischen Ereignissen zur Seite stehen und in den Ortsstellen Schulungen zu Themen wie Stressbelastung und Stressbewältigung sowie Psychische Erste Hilfe anbieten.

 

„Hilfe für die Helfer“: ein großes überregionales Projekt im Österreichischen Bergrettungsdienst

 In mehreren Bundesländern wie Salzburg oder Oberösterreich ist das Peer-System schon sehr gut etabliert und läuft seit mehreren Jahren. Die Erfahrungen sind durchwegs positiv. Es zeigt sich, dass viele Probleme durch unmittelbare Nachbesprechung im Rahmen einer entlastenden Atmosphäre innerhalb des kameradschaftlichen Teams abgefangen werden können. Als großes überregionales Projekt wurde 2023 die Vernetzung der Ansprechpartner aller Bundesländer gestartet, um Erfahrungen auszutauschen und die Ausbildung möglichst einheitlich zu gestalten.

Erfolgreicher Abschluss der Peers-Ausbildung in der Bergrettung Kärnten

 Im Mai 2024 starteten 18 hochmotivierte Bergretter (Ein Drittel davon Frauen) aus 10 Ortsstellen mit dem zweitägigen Block 1 der Ausbildung zum Peer.

Dafür holten wir uns fachliche Unterstützung von der Bergrettung Salzburg, die bereits seit 20 Jahren Peers aus den eigenen Reihen ausbildet und derzeit bereits auf mehr als 60 Peers in 43 Ortstellen verweisen kann.

Unter fachlicher Leitung von Mag. Dr. Johann Kirschner (Notfallpsychologe), Hubert Kreer (Leiter Notfall Peer Group Salzburg) und DDr. Ulley Rolles (Ärztin und Psychotherapeutin in Spittal) erlebten wir intensive, spannende und lehrreiche Tage der Grundausbildung. Ergänzend fanden Seminare mit den SvE-Experten Mag. Dr. Dietmar Koplenig und Balthasar Brunner vom Roten Kreuz Spittal statt.

 Am 12. April 2025 konnten 18 Peers ihre Grundausbildung erfolgreich abschließen.

 Nun haben wir auch in Kärnten in mehreren Ortsstellen aktive Peers, die für Gespräche bereit stehen. Somit können wir nicht nur die professionelle und kompetente Rettungs- und Bergetätigkeit durch unsere Einsatzkräfte gewährleisten, sondern darüber hinaus im Bedarfsfall auch eine fachlich fundierte psychologische Betreuung anbieten. Die psychische Gesundheit unserer Kameradinnen und Kameraden nach außergewöhnlichen belastenden Einsätzen aufrecht zu erhalten ist der Bergrettung ebenso ein Anliegen, wie dass alle körperlich gesund zurück kehren.

 DDr. Ulley Rolles
Landesreferentin Peers

Hubert Kreer, DDr. Ulley Rolles, Mag. Dr. Hans Kirschner (Sbg.)
Start der Ausbildung 2024
Abschluss der Ausbildung April 2025