20.08.2024

Hitze am Berg

Einsatz_Bergrettung_Kaernten (1)

Die sommerliche Hitze hält an… nach einer kurzen Pause soll es zum Wochenende wieder sommerlich werden! 
Und so sind auch die hitzebedingten Einsatzzahlen der Bergrettung Kärnten weiterhin ungebrochen hoch. “Leider hatten wir in Kärnten in den vergangenen Tagen und Wochen einige dramatische und tragisch verlaufene alpine Rettungseinsätze, viele davon standen in Verbindung mit medizinischen Problemen, ausgelöst durch die sommerliche Hitze." zieht Dr. Roland Rauter, Landesarzt der Bergrettung Kärnten, sein Resümee.
Die Bergrettung Kärnten ist es immer ein Anliegen, auf Grund von Unfällen nicht zu urteilen: Man will vor allem fachlich informieren, Erkenntnisse und Erfahrungen weitergeben und so vielleicht bzw. hoffentlich das eine oder andere Ereignis verhindern.

Hitze und körperliche Belastung:
Im Normalfall reguliert der Körper den Temperaturhaushalt selbstständig.
So wird ein Zuviel an Körperwärme (durch Sport, körperliche Arbeit, Fieber etc.) über die Haut an die kühlere Umgebung abgegeben. Daraus ergibt sich zum Beispiel das Schwitzen.

Dadurch erhält der Körper selbständig seine normale Körpertemperatur von 36-37°.

 Zu hohe Umgebungstemperaturen, wie es aktuell der Fall ist, können diesen Prozess jedoch stören. Die Hitze wird nicht mehr abgegeben, die Körpertemperatur steigt kontinuierlich an und Organe wie Herz, Lunge oder Gehirn werden zusätzlich belastet und es kann zu schweren Stoffwechselentgleisungen und Elektrolytstörungen kommen.
Zusätzlich erschwerend wirken sich bereits bestehende Vorerkrankungen aus, beispielsweise Bluthochdruck, Herzerkrankungen, Zuckerkrankheit, aktuelle Infektionen etc.

 Werden die Warnsymptome dann ignoriert, sei es wegen Zeitdrucks oder dem Gipfel im Auge, nimmt die körperliche Belastung noch weiter zu. Das kann letztlich zum Hitzekollaps, Hitzschlag und kompletten Kreislaufversagen führen. 

Warnsymptome:

•             Leistungsknick („geht heute nicht so richtig“)

•             Schweißausbruch, Heißhungergefühl

•             Blutdruckabfall

•             Kältegefühl

•             Kopfschmerzen, Konzentrationsstörungen, Verwirrtheit, Erbrechen

•             auffallend „roter, heißer Kopf“

•             Erschöpfung, Kraftlosigkeit bis Kollaps


Erste Hilfe Maßnahmen:
Rasten, Hinsetzen oder Hinlegen. Schattenplatz aufsuchen oder selbst für Schatten sorgen: Die Alu-Rettungsdecke kann auf Wanderstöcke aufgespannt gut für einen Schattenplatz sorgen.
Dem Patienten genug zu trinken reichen. Energiezufuhr durch schnell resorbierbare Kohlenhydrate (Traubenzucker, Energieriegel,…) - aber nur wenn die Person klar ansprechbar ist.

Nasse Tücher an Stirn, Genick oder Unterarmen bzw. kalte Wadenwickel verschaffen eine angenehme Kühlung.

•             ständig beobachten! Puls prüfen

•             Bei Verschlechterung bzw. keiner Besserung des Zustands rasch den Notruf 140 wählen!

•             bei Bewusstlosigkeit oder Kreislaufstillstand: Lebensrettende Sofortmaßnahmen ABCD Schema

 

Tourenplanung:
Die sommerliche Hitze ist in den Bergen wie im Tal über die Mittagszeit extrem und somit ist ein früher Start empfohlen, um der Mittagshitze zu entgehen und hoffentlich dann schon gemütlich auf der Hütte zu sein. Die Touren eher zurückhaltender und kürzer planen.
Bevorzugt nordseitige, bewaldete, schattige Routen auswählen.

 Getränke:
Trinken vor der Tour: Genügend schon beim Frühstück vor der Tour trinken - mindestens einen halben Liter! Genügend Getränke mitnehmen - und vor allem auch auf das regelmäßige und reichliche Trinken achten. Mit Kindern öfter (Trink-)Pausen, wenn möglich, an einem Schattenplatz machen. So viel Getränke mitnehmen, dass man auch zum Schluss noch einen “Panikschluck” in der Flasche hat und niemals sparen muss.

Als Getränke eignen sich leicht gesüßte isotonische Getränke oder schlichtweg Wasser! Stark gesüßte und alkoholische Getränke haben in den sommerlichen Bergen kaum was verloren - gerne nach der Tour auf der Hütte!

 Bekleidung:
Auf lockere und atmungsaktive Kleidung achten - kurze Hosen und T-Shirts aus leichtem Material, ein Gewebe mit hohem Anteil an Merinowolle ist zu empfehlen. 

Kopfbedeckung:
locker sitzende Schildkappe oder leichter Hut: Diese Kopfbedeckungen schützen Hals, Gesicht und mögliche kahle Stellen am Kopf vor der Sonne und ermöglichen auch ein Trocknen der verschwitzten Haut. (Buffy-)Tücher sind hier weniger zu empfehlen, da sie leicht zu Überhitzung führen.
Sonnenbrillen und Sonnenschutz der Haut nicht vergessen, die Sonnenstrahlung ist in der Höhe deutlich intensiver!

 Auf Tour mit Kindern:
Kinder sind besonders hitzesensibel und benötigen somit genug zu trinken und einen passenden Sonnenschutz - siehe oben. Mit Kindern müssen die Touren im Sommer sensibel und zurückhaltend geplant werden - genügend Pausen einplanen! Achten sie auf Feedbacks und Verhalten der Kinder - Dehydration und Überhitzung können v.a. bei Kindern zu kritischen medizinischen Situationen führen.

 Hunde am Berg:
Auch Hunde sind sehr hitzesensibel und von einer guten Tourenplanung abhängig. Hunde trinken auf Wanderungen oft nur (zu) wenig - bzw. wird vom Hundehalter oft zu wenig Wasser für den Hund eingeplant. Ein Hund mit 20-30 kg trinkt mitunter mehr als der Hundehalter! Rechtzeitig und öfter Pausen machen. Ein kräftiger Schluck Milch, Sauermilch etc. im Hundewasser schmeckt den Hunden und sie trinken deutlich mehr und lieber!

 Das Gebiet:
In den hohen Tauern ist man mit Wasser oft gut versorgt und kann sich an einem Bach notfalls mit Trinkwasser versorgen. Im Kalkgebirge muss das eingepackte Wasser ausreichen !!!

 

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